Zusammenfassung: Die lange Bizepssehne (LBS) ist ein häufiger Schmerzgenerator des Schultergelenks. Oft zeigen sich begleitende Pathologien der Rotatorenmanschette (RM). Die primäre Tendinitis bicipitalis wie auch die isolierten Pathologien der LBS sind selten und betreffen häufig junge Überkopfsportlerinnen und -sportler. Zur Sicherung der Diagnose empfehlen sich die MRT und MR-Arthrographie. Akute Beschwerden der LBS können nach Ausschluss einer RM-Ruptur zunächst konservativ behandelt werden. Die operative Therapie besteht aus der Tenodese, Tenotomie sowie seltener dem SLAP-Repair. Die Wahl der Therapiemodalität wird individuell gestellt und richtet sich unter anderem nach der zugrundeliegenden Pathologie, dem Patientenalter, dem funktionellen Anspruch und der Präferenz der Patientin/des Patienten.
Summary: The long head of the biceps tendon (LHBT) is a frequent generator of pain in the shoulder joint. It is often accompanied by pathologies of the rotator cuff (RC). Primary bicipital tendinitis as well as isolated pathologies of the LBS are rare and often affect young overhead athletes. MRI and MR arthrography are recommended to confirm the diagnosis. Acute symptoms of LBS can initially be treated conservatively after a rotator cuff tear has been ruled out. Surgical treatment consists of tenodesis, tenotomy, and, more rarely, SLAP repair. The choice of treatment modality is individualised and depends on the underlying pathology, the patient‘s age, the functional requirements and the patient‘s preference.
Zusammenfassung: Die Altersmedizin ist bei steigender Lebenserwartung ein zentrales Thema der alltäglichen medizinischen Versorgung. Mit zunehmendem Alter erhöht sich allerdings die Sturzneigung und dementsprechend auch die Frakturrate. Es handelt sich in der Mehrheit der Fälle entweder um Fragilitätsfrakturen oder niederenergetische Traumata (z.B. Stolpersturz). Der Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Funktion sind bei alterstraumatologischen Patientinnen und Patienten entscheidend. Während die Prävalenz osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen in der EU im Jahr 2000 noch bei 23,7 Mio. lag, wird für das Jahr 2050 eine Steigerung auf 37,3 Mio. prognostiziert. Die Inzidenz von Beckenringfrakturen liegt derzeit bei 22,4 bezogen auf 10.000 Einwohner. Betroffen sind häufig ältere Patientinnen mit vorbekannter Osteoporose. Bei steigender Inzidenz aufgrund der demografischen Entwicklung bedarf es altersgerechter Verfahren an Wirbelsäule und Becken. Ziel dieser Arbeit ist es, nach adäquater Diagnostik und unter Würdigung der aktuellen Klassifikationen sowohl die konservativen, als auch die operativen Maßnahmen zu erläutern, um so die bestmögliche Therapiestrategie bei älteren Patientinnen und Patienten anwenden zu können.
Summary: As life expectancy increases, geriatric medicine is a central topic in everyday medical care. With increasing age, however, the tendency to fall increases and, accordingly, so does the fracture rate. In the majority of cases, these are either fragility fractures or low-energy trauma (e.g. tripping and falling). Maintaining or restoring function is crucial in age-related traumatology patients. While the prevalence of osteoporotic vertebral fractures in the EU was 23.7 Mio in the year 2000, an increase to 37.3 Mio is predicted for the year 2050. The incidence of pelvic ring fractures is currently 22.4 per 10,000 inhabitants. The majority of patients affected are older women with known osteoporosis. Given the increasing incidence due to demographic trends, age-appropriate spinal and pelvic procedures are required. The aim of this paper is to explain both conservative and surgical measures following adequate diagnosis and considering the current classifications, in order to be able to apply the best possible treatment strategy for older patients.
Zusammenfassung: Die hintere Kreuzbandverletzung (HKB) ist im Vergleich zur vorderen Kreuzbandverletzung selten, sodass auch erfahrene Kniechirurginnen und -chirurgen selten vor der Herausforderung dieser Verletzung stehen. Ferner bleiben die zu erwartenden Ergebnisse nach operativer Rekonstruktion des hinteren Kreuzbandes trotz intensiver Forschung der letzten Jahre hinter den Ergebnissen einer vorderen Kreuzbandverletzung zurück. Die Herausforderung liegt insbesondere im inhomogenen Verletzungsmuster, so sind oft verschiedene Bandstrukturen betroffen und führen zu kombinierten Instabilitäten. Dies erfordert ein differenziertes Vorgehen hinsichtlich konservativer und operativer Therapie.
Summary: Posterior cruciate ligament injuries are relatively uncommon compared to anterior cruciate ligament injuries. Thus, even experienced knee surgeons are less frequently confronted with this type of injury. Furthermore, despite intensive research in recent years, outcomes achieved after surgical reconstruction of the posterior cruciate ligament lag behind the results of anterior cruciate ligament surgery. In particular, the challenge lies in the heterogeneous injury pattern, which often affects different ligament structures and leads to combined instabilities. This requires a differentiated approach to both conservative and surgical treatment options.
Zusammenfassung: Die Behandlung einer infizierten Schulterprothese erfolgt nahezu ausschließlich operativ. Das Keimspektrum bei Schulterinfekten unterscheidet sich erheblich von anderen Gelenkinfektionen wie z.B. dem Hüft- oder Kniegelenk. Das liegt vor allem an Cutibacterium acnes, das bei der Pathogenese eine zentrale Rolle spielt. Zur Beurteilung und Therapieentscheidung müssen daher die Ursachen, der Zeitpunkt, das Keimspektrum sowie mögliche Komorbiditäten berücksichtigt werden. Besonders bei chronischen und den sog. „Low-grade-Infektionen“ ist die Diagnosestellung mitunter schwierig, da typische Infektzeichen und laborchemische Marker völlig unauffällig sein können. Die Behandlung reicht von der arthroskopischen Spülung über das offene Debridement mit Komponententausch bis hin zu mehrzeitigen Prothesenwechseln. Antibiotikabeladene Interimsprothesen gehören dabei zum Goldstandard in der Behandlung. Entscheidend für den Behandlungserfolg sind die frühzeitige Erkennung der Infektion und deren gezielte Therapie, um schwerwiegende Folgeschäden an Weichteilen und Knochen zu vermeiden. Der sichere und zuverlässige Wechsel einer infizierten Schulterprothese ist anspruchsvoll.
Summary: Treatment of an infected shoulder prosthesis undoubtedly falls within the spectrum of surgical orthopedic therapy and differs from other joint infections due to the very specific bacterial spectrum, which differs significantly from that in hip or knee implant revision surgery. In shoulder surgery, Cutibacterium acnes plays a central role. In order to decide on further treatment, the cause of an infection, the time of its onset, the bacterial spectrum and comorbidities must therefore be considered. Particularly in the case of chronic and so-called “low-grade infections”, diagnosis is often difficult because typical infection signs and laboratory markers can be completely inconspicuous. Treatment options range from arthroscopic to open debridement with component replacement, to implant revision surgery in one or multiple stages. The use of antibiotic spacers is often the gold standard in treatment. Early detection and targeted therapy are crucial for success and are mandatory to avoid serious consequential damage to soft tissue and bone. The safe and reliable revision surgery of an infected shoulder prosthesis is challenging.
Zusammenfassung: Die G-BA-Richtlinie zur Versorgung der hüftgelenknahen Femurfraktur stellt Krankenhäuser nicht nur in organisatorischer Hinsicht vor eine Herausforderung, sondern auch in der Vorbereitung der Prüfung durch den Medizinischen Dienst (MD). Der vorliegende Text umreißt die wichtigsten Vorgaben dieser Richtlinie und gibt Anregungen zu deren Umsetzung und der Vorbereitung der MD-Prüfung.
Summary: The „G-BA“ guideline for the treatment of proximal femur fractures presents hospitals with a challenge not only from an organizational point of view, but also in the preparation of the examination by the „Medizinischer Dienst (MD)“. This text outlines the most important requirements of this guideline and provides suggestions for its implementation and preparation for the MD examination.
Zusammenfassung: Geriatrische Tibiakopffrakturen stellen aufgrund von Osteoporose, fragilen Weichteilen und Multimorbidität eine besondere Herausforderung dar. Während die Osteosynthese weiterhin der Goldstandard ist, bietet die primäre Endoprothetik eine vielversprechende Alternative bei komplexen Frakturen mit ausgeprägten Defekten, vorbestehender Gonarthrose oder fehlender Möglichkeit zur Teilbelastung. Die frühzeitige Mobilisierung ist bei geriatrischen Patientinnen und Patienten essenziell. Beide Verfahren bergen spezifische Risiken, die bei der Therapiewahl sorgfältig abgewogen werden müssen. Eine präzise operative Planung und sorgfältige Patientenselektion sind entscheidend, um optimale funktionelle Ergebnisse zu erzielen.
Summary: Geriatric tibial plateau fractures pose a significant challenge due to osteoporosis, fragile soft tissues, and multimorbidity. While open reduction and internal fixation remains the gold standard, primary arthroplasty offers a promising alternative for complex fractures with severe defects, pre-existing osteoarthritis, or the inability to comply with partial weight-bearing. Early mobilization is crucial, especially for geriatric patients. Both procedures involve specific risks that must be carefully weighed when selecting the appropriate therapy. Precise surgical planning and thorough patient selection are essential for achieving optimal functional outcomes.
Zusammenfassung: Die zunehmende Lebenserwartung und der demografische Wandel in vielen Industrieländern führen seit Jahren zu einer stetig wachsenden Bevölkerung älterer Menschen. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf das Gesundheitswesen, insbesondere im Bereich der Unfallchirurgie und Notfallmedizin. Das geriatrische Polytrauma, definiert als multiple schwere Verletzungen bei geriatrischen Patientinnen und Patienten, stellt eine besondere Herausforderung dar, da es komplexe klinische Szenarien mit hohen Mortalitäts- und Morbiditätsraten verbindet. Dieser Artikel beleuchtet anhand eines innerklinischen Fallbeispiels Definitionen, epidemiologische Aspekte, sowie spezifische Herausforderungen in der Behandlung geriatrischer Polytraumata. Ebenso sollen mögliche Therapieoptionen und Behandlungsstrategien bei etwaigen Komplikationen geriatrischer Patientinnen und Patienten in Verbindung mit einem Polytrauma herausgearbeitet werden.
Summary: The increasing life expectancy and demographic changes in many industrialized countries have led to a steadily growing population of older individuals over the past years. This has significant implications for healthcare, particularly in the fields of trauma surgery and emergency medicine. Geriatric polytrauma, defined as multiple severe injuries in geriatric patients, presents a particular challenge as it combines complex clinical scenarios with high mortality and morbidity rates. This article examines, using an intra-clinical case study, definitions, epidemiological aspects, as well as specific challenges in the treatment of geriatric polytrauma. It also explores potential therapeutic options and treatment strategies in the case of complications in geriatric patients with polytrauma.
Zusammenfassung: Die Omarthrose zeigt ein vielschichtiges klinisches Bild. Die Therapiemöglichkeiten sind nicht minder vielfältig. Je nach den erhobenen Befunden zeigen rein arthroskopische gelenkerhaltende Therapieoptionen u./o. konservative Möglichkeiten sehr gute Ergebnisse. Hierbei bedarf die/der Arthrosepatientin/-patient einer individuellen Abwägung der gelenkerhaltenden Operation oder eines Gelenkersatzes. Aktuell anerkannte Verfahren wie die arthroskopische CAM (Comprehensive Arthroscopic Management)- Prozedur an der Schulter sind anspruchsvoll und bedürfen ein differenziertes, individuell ausgerichtetes Vorgehen. Für diese gelenkerhaltenden Verfahren gilt, je früher, desto besser. Ein Herauszögern schmälert die Ergebnisse dieser Operationen. Der frühe korrigierende Eingriff in Kombination mit einer konservativen, individuell ausgerichteten Therapie ist für viele Patientinnen und Patienten das am ehesten erfolgreiche Konzept.
Summary: Omarthrosis has a complex clinical appearance. Therapy options are no less diverse. Depending on the clinical appearance, arthroscopic joint-preserving treatment possibilities and/or conservative options show very good results. The shoulder osteoarthritis patient requires an individual consideration of a joint-preserving operation or a joint replacement. Currently recognized concepts such as the arthroscopic CAM (Comprehensive Arthroscopic Management) procedure on the shoulder are demanding and require a differentiated and individual approach. The principle applying to these joint-preserving procedures is: the sooner the better. A delayed treatment diminishes the surgical results. An early corrective intervention in combination with a customized conservative therapy is the most successful concept for many patients.
Zusammenfassung: Bei der anatomischen Schulterendoprothese gilt es vor allem, an die Gefahr der späteren Glenoidlockerung zu denken. Dies gilt vor allem für die Versorgung jüngerer Patientinnen und Patienten mit Early-Onset-Arthrose. Dazu wurden in der Vergangenheit multiple Verankerungskonzepte vorgestellt, teilweise aber mit deutlich schlechteren Ergebnissen als bei herkömmlichen zementierten Polyethylenen. Moderne konvertierbare Implantate mit einem „Full-metal“ Glenoid und trabekulärer, metallischer Verzapfung sind sehr vielversprechend und scheinen gegenüber zementierten Polyethylen-Pfannen deutliche Vorteile zu bieten. Insbesondere bei starker Retroversion und bikonkavem Glenoid (B2) können sie die Augmentation des Defektes vereinfachen. Zur präzisen Komponentenplatzierung und bei Fällen mit knöcherner Korrektur wird eine präoperative 3D-Planung dringend empfohlen.
Summary: In anatomical shoulder arthroplasty, it is important to consider the risk of subsequent glenoid loosening. This applies particularly to the treatment of younger patients with Early-Onset-Osteoarthritis. Multiple anchoring concepts have been used in the past; however, some with poorer results than those with cemented polyethylenes. Modern, convertible implants with a “full-metal” glenoid and trabecular, metallic pegs seem promising and appear to have advantages over conventional systems with a cemented polyethylene. They can simplify bony augmentation of a glenoid defect, particularly in severe retroversion or biconcave glenoids (B2). Preoperative 3D-planning is strongly recommended to aid the surgeon in component placement and for augmentation purposes.
Zusammenfassung: Der G-BA-Beschluss von 2021 setzt neue Maßstäbe für die Behandlung geriatrischer Patientinnen und Patienten mit hüftgelenksnahen Frakturen. Am Klinikum Ingolstadt wurde erfolgreich eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Unfallchirurgie und Geriatrie implementiert und hat sich stetig weiterentwickelt. Die Zusammenarbeit umfasst regelmäßige gemeinsame Visiten, geriatrische Assessments und frührehabilitative Maßnahmen bereits ab dem ersten postoperativen Tag.Trotz unterschiedlicher Arbeitsweisen – mit Fokus der Unfallchirurginnen und Unfallchirurgen auf eine schnelle operative Versorgung und dem ganzheitlichen Ansatz der Geriaterinnen und Geriater – konnte ein effizientes Modell für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit etabliert werden. Ein geriatrischer Bereitschaftsdienst, tägliche physiotherapeutische Betreuung und diverse geriatrische Assessments ab der Notaufnahme wurden implementiert. Die strukturierten Prozesse führen zu einer verbesserten Patientenversorgung, frühzeitiger Mobilisierung und reduzierten Komplikationsraten. Dieses Modell zeigt, dass durch pragmatische Lösungen und interdisziplinäre Kommunikation eine erfolgreiche ortho-geriatrische Kooperation möglich ist.
Summary: The G-BA resolution of 2021 sets new standards for the treatment of geriatric patients with hip joint-related fractures. At the Klinikum Ingolstadt, an interdisciplinary collaboration between trauma surgery and geriatrics has been successfully implemented and has continuously evolved. The collaboration includes regular joint rounds, geriatric assessments, and early rehabilitative measures starting from the first postoperative day.Despite differing approaches – trauma surgeons focusing on rapid surgical intervention and geriatricians on a holistic approach – a highly efficient model for interdisciplinary collaboration has been established. A geriatric on-call service, daily physiotherapy support, and various geriatric assessments starting from the emergency department have been implemented. These structured processes lead to improved patient care, early mobilization, and reduced complication rates. This model demonstrates that through pragmatic solutions and interdisciplinary communication, a successful ortho-geriatric collaboration is achievable.