Übersichtsarbeiten - OUP 02/2024

Akute und chronische Kniescheibeninstabilität
Diagnostik, konservative Therapie und chirurgische Konzepte von Schäden des MPFL, von Trochleadysplasien sowie anderen knöchernen Pathologien

Ein ausgeprägtes J-Sign findet sich typischerweise bei einer chronischen Bandinsuffizienz.

Die Patella sollte bei 20°- und 30°-Flexion nicht mehr als das Doppelte ihrer Breite lateralisierbar sein.

Ist der Apprehensiontest bei Beugegraden zwischen 0° und 30° positiv, so weist dies auf eine zusätzliche Insuffizienz der knöchernen Führung.

Beim sog. „Moving patellar
Apprehensiontest“ wird die Kniescheibe beim Durchbewegen durch den Zeigefinger nach lateral gehalten.

2. Folgender Aspekt kann eine Instabilität der Kniescheibe mit verursachen:

Genu varum

Patella-Tiefstand

Coxa profunda

Genu valgum

nach außen schielende Patellae

3. Welches der Aussagen zum medialen patellofemoralen Band (MPFL) ist richtig?

In Beugung ab 30° und mehr wird die Kniescheibe überwiegend durch die Bandführung durch das MPFL stabilisiert.

Das MPFL verläuft zwischen unterem Drittel der medialen Kniescheibe und dem inneren Femurkondylus.

Das MPFL stabilisiert die Kniescheibe v.a. in strecknahen Positionen bis 30°-Flexion.

Das mediale patellotibiale Band ist im Vergleich zum MPFL der wesentliche Bandstabilisator der Kniescheibe.

Ab einer Beugung von 60° ist das MPFL der wesentliche Bandstabilisator der Kniescheibe.

4. Welches der Aussagen zur Erstluxation der Kniescheibe ist falsch?

Die erstmalige Luxation ist besonders schmerzhaft.

In der Mehrheit der Fälle finden sich schwere Knorpelverletzungen.

Erste Luxationsereignisse finden sich häufig bei Drehbewegungen im Knie in eher strecknahen bis leicht gebeugten Positionen.

Seltener entsteht die Luxation im Rahmen eines direkten Anpralltraumas.

Gelegentlich ist die Kniescheibe medial des Kondylus verhakt.

5. Welche Aussage zur Ruptur des medialen patellofemoralen Bandes (MPFL) ist falsch?

Bei der Erstluxation der Kniescheibe kommt es in > 90 % der Fälle zu einem Riss des MPFL.

Bei Patientinnen/Patienten über 16 Jahren findet sich bei den ersten Luxationen am häufigsten ein Riss am femoralen Ansatz.

Der Abriss des MPFL am medialen Femurkondylus geht mit Druckschmerzen am medialen Kondylus einher.

Reißt das MPFL am femoralen Ansatz, sind Folgeluxationen eher unwahrscheinlich.

Seltener reißt das MPFL bei der Erstluxation intraligamentär.

6. Welche Aussage zum
primären Repair/Naht des MPFL nach erstmaliger
Luxation ist falsch?

Die Rekonstruktion des MPFL
in Form einer Plastik mit einem Graft ist hinsichtlich dem klinischen Outcome dem Repair deutlich überlegen.

Die Naht sollte kurzfristig
innerhalb weniger Wochen
erfolgen.

Der Repair sollte möglichst am Ort des Geschehens erfolgen.

Die primäre Rekonstruktion erfolgt meist arthroskopisch am femoralen Ansatz.

Bei dem Repair gibt es sehr unterschiedliche Techniken.

7. Welche Aussage ist falsch?

Einflussfaktoren, die nach einer Erstluxation zu einer anhaltenden Instabilität beitragen sind:

Alter > 16 Jahre

Trochleadysplasie

Patellahöhe via Insall-Salvati
Index > 1.3

Patella Tilt > 20°

Bindegewebsschwäche

8. Welche Aussage zu den
Techniken einer MPFL-
Rekonstruktion mittels
Sehnengraft ist falsch?

Sie unterscheiden sich u.a. in der Art der Fixation, bspw. über Weichgewebe, Anker etc.

Sie unterscheiden sich in der Graftwahl.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten einer Spannungseinstellung.

Es kann zu Implantatlockerungen und/oder Patellafrakturen kommen.

Um die Kniescheibe effektiv zu
stabilisieren, sollte die Rekonstruktion mit einer hohen Spannung
erfolgen.

9. Die Trochleadysplasie …

lässt sich mittels Erhöhung der medialen Femurkondylus korrigieren.

ist bei einer Instabilität der Kniescheibe eher selten zu finden.

führt meist zu einer medialisierten Trochleagrube.

wird in den MRT-Bildern meist in der kranialen Schicht, nahe der Knorpel-Knochen-Grenze beurteilt.

wird bei der Retropatellararthrose selten beobachtet.

10. Welche Eingriffe werden bei einer symptomatischen Kniescheibeninstabilität üblicherweise nicht
durchgeführt?

Derotierenden Femurosteotomie & MPFL-Plastik

Tuberositasosteotomie mit Distalisierung der Tuberositas & MPFL-Plastik

Hohe valgisierende tibiale Umstellungsosteotomie & MPFL-Plastik

Trochleaplastik & MPFL-Plastik

Varisierende suprakondyläre femorale Umstellung & MPFL-Plastik

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